Die Molkerei Weihenstephan hat rund 70 Produkte im Portfolio. Aber wie entsteht eigentlich ein neuer leckerer Joghurt oder ein cremiger Quark? Cornelia Schwöppe ist Produktentwicklerin bei Weihenstephan und berichtet im Interview über die schönsten Momente ihrer Arbeit, den Weg eines neuen Milchprodukts in den Handel und darüber, was die Arbeit bei Weihenstephan so besonders macht.
Cornelia Schwöppe, Produktentwicklerin bei Weihenstephan
Cornelia Schwöppe ist Diplom-Ingenieurin für Lebensmitteltechnologie und arbeitet seit 1991 als Produktentwicklerin in der Molkerei Weihenstephan. Ihr Studium hat sie in Freising abgeschlossen und ist anschließend einfach dortgeblieben, als bei Weihenstephan die Stelle des Produktentwicklers neu geschaffen wurde. Für Weihenstephan entwickelt Cornelia Schwöppe mit viel Erfahrung und Leidenschaft die Milchprodukte, die vielen Menschen so gut schmecken.[1]
Wie gehen Sie vor, wenn Sie ein neues Milchprodukt bei Weihenstephan entwickeln?
Eine Produktentwicklung hat verschiedene Phasen. Dabei arbeite ich eng mit Marketing, Vertrieb, Controlling, Lebensmittelrecht, Einkauf und Produktion zusammen. Alles beginnt damit, dass ich mir Rezepturen ausdenke. Dann stelle ich das Produkt im Versuchsraum selbst her. Wenn meine Mischung fertig ist, machen wir interne Verkostungsrunden mit den Entwicklungskollegen und dem Marketing. Wir diskutieren dabei zum Beispiel den Geschmack, die Intensität und die Viskosität des neuen Milchprodukts. Bei Bedarf machen wir eine Optimierungsrunde – so lange bis jeder mit dem Produkt zufrieden ist. Um den Geschmack sicherzustellen, greifen wir zudem des Öfteren auf interne oder externe Marktforschungen, sogenannte Sensorik-Panel zurück.
Und wann kommt das Produkt dann in den Handel?
Bis dahin gibt es noch einige Schritte zu tun. Zunächst wird das Muster in einem größeren Produktionsversuch getestet. Dazu werden rund 500 Liter des Produkts hergestellt. Dann beobachten und verkosten wir das Produkt im Verlauf des gewünschten MHDs und darüber hinaus, um sicherzustellen, dass dieses einwandfrei ist. Im Anschluss gehen wir in die Produktionsanlagen und testen, ob die Rezeptur produktionstauglich ist. Wenn die Produktion, das Marketing und das Qualitätsmanagement zufrieden sind, wird das Produkt ausgeliefert. Zwei bis drei Wochen später ist es dann im Handel. Dieser ganze Prozess kann insgesamt mehrere Monate bis zu einem Jahr dauern.
Wie viele neue Produkte kreieren Sie pro Jahr?
Das ist ganz unterschiedlich – je nachdem, wie diffizil die neuen Produkte sind. Ich entwickle parallel mehrere Produkte pro Jahr, manchmal sogar 25 bis 30. Dieses Jahr wurden schon sieben meiner entwickelten Produkte vom Marketing gelauncht und es werden sicherlich noch einige dazukommen.
Welche Fähigkeiten sind für die Produktentwicklung besonders wichtig?
In der Produktentwicklung brauchen Sie Flexibilität, Pragmatismus und Geduld. Darüber hinaus sollte eine feine Zunge für den Geschmack und Kommunikationsfähigkeit vorhanden sein. Sie sollten gut mit Teamkollegen zusammenarbeiten können. Und Sie dürfen sich durch Rückschläge nicht unterkriegen lassen. Niemals aufgeben! Das ist mein Leitspruch, der hängt auch über meinem Schreibtisch.
Was würden Sie jemandem raten, der Produktentwickler/in werden möchte?
Einfach mal reinschnuppern! Die Molkerei Weihenstephan bietet das an – wir bieten Möglichkeiten zum Schnuppern im Rahmen des Girls’ Days oder Praktika. Ich kann nur empfehlen, das Angebot anzunehmen, um die Vielfältigkeit unserer Molkerei-Jobs zu entdecken. Es geht ja nicht nur um Muster im Labor. Ich arbeite auch sehr viel mit dem Computer, denn unsere Rezepturen entstehen ja nicht auf einem Blatt Papier. Mithilfe von Software werden Berechnungen durchführt und Nährwerte oder Allergene betrachtet.
Gibt es besondere Momente in der Produktentwicklung, auf die Sie nicht verzichten möchten?
Ja, da gibt es tatsächlich mehrere. Zum Beispiel, wenn das Produkt, das im Kopf entsteht, genauso wird wie erdacht – und zwar beim ersten Versuch. Oder wenn das Produkt zum ersten Mal auf den großen Produktionsanlagen der Molkerei läuft. Und natürlich ist es immer ein ganz besonderes Gefühl, wenn ich meine Produkte in den Einkaufswagen anderer Menschen sehe.
Welches Weihenstephan Milchprodukt ist ihr liebstes und warum?
Das ist der Weihenstephan Rahmjoghurt mit Frucht. Das war eine meiner ersten Entwicklungen vor über 20 Jahren, die immer noch im Sortiment ist. Darauf bin ich besonders stolz. Und danach kommt der Weihenstephan Quark leicht gesüßt. Aber ich entwickle alle Produkte mit viel Leidenschaft.
Vielen Dank für das Gespräch, Frau Schwöppe.
Um ein erfolgreiches Produkt zu zaubern, benötigt Cornelia Schwöppe reichlich leckere Milch. Aber wie wird die eigentlich hergestellt? Lesen Sie spannende Fakten zur Milchproduktion in unserem Artikel zur Milch-Herstellung bei Weihenstephan. Weitere Infos zu den vielfältigen Jobs in einer Molkerei finden Sie außerdem auf der Karriere-Seite der Molkerei Weihenstephan.